Mit Handelsgeschäften für langfristige Stromlieferungen verdient die Leipziger Energiebörse traditionell das meiste Geld. Dieses wichtige Geschäftsfeld war lange Zeit ein Sorgenkind, doch zuletzt konnte es wieder stark ausgebaut werden.



Die Leipziger Energiebörse EEX European Energy Exchange hat im vergangenen Geschäftsjahr 2013 ein Rekordergebnis erreicht und die Umsätze in allen Geschäftsfeldern gesteigert. Die Umsatzerlöse wuchsen um 30 Prozent auf 62,2 Millionen Euro, der Jahresüberschuss legte um 16 % auf 13,7 Mio. Euro zu. Die gute Geschäftsentwicklung wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus: Zum Jahresende 2013 waren 161 Mitarbeiter für EEX und ihre Tochtergesellschaften tätig – 16 mehr als ein Jahr zuvor. Allein 145 von ihnen arbeiten auf inzwischen vier oberen Etagen des Leipziger City-Hochhauses.

Besonders gut entwickelte sich der Terminmarkt Strom, der traditionell den stärksten Beitrag zum Umsatz leistet, aber lange Zeit ein Sorgenkind der Börse war. Nun stieg der Umsatz hier um 37 % auf 30,8 Mio. Euro. Grundlage dafür sind zum einen die Börsengeschäfte am Strom-Terminmarkt der EEX, die um 48 % auf 681 Terawattstunden wuchsen und einen Umsatz von 17 Mio. Euro einbrachten. Zum anderen wird hier die Registrierung außerbörslicher Geschäfte (Englisch: Trade Registration) erfasst, deren Strommenge um 24 % auf 583 TWh stieg und einen Umsatz von 13,8 Mio. Euro ausmachte.

Wie EEX-Vorstandschef Peter Reitz und Finanzvorstand Iris Weidinger berichteten, ist es dabei gelungen, das zusätzliche Strom-Termingeschäft in einem insgesamt leicht rückläufigen Markt aus dem außerbörslichen Handel an die Börse zu holen. Als Gründe dafür nannten sie eine steigende Zahl von Handelsteilnehmern und die Bereitschaft von sogenannten Market Makern, Preisangebote abzugeben. Damit könne die Börse den Händlern zunehmend attraktive Preise bieten. Hinzu kommt, dass sich die Marktteilnehmer wachsenden  Kreditrisiken ausgesetzt sehen, die sie beim Handel an einer Börse vermindern können.

Dennoch sieht Weidinger im Strom-Terminmarkt noch ein großes Wachstumspotenzial: Am gesamten Markt habe die EEX erst einen Anteil von 20 Prozent erreicht. Der überwiegende Teil des Handels werde weiterhin über Broker außerhalb der Börse abgeschlossen und direkt zwischen Handelsteilnehmern abgewickelt.

Im vergangenen Juni hatte die EEX einen Terminhandel mit Grünstrom-Herkunftsnachweisen aus der Alpenregion, der südlichen Nordseeregion und Skandinavien gestartet. Bis Jahresende wurden dabei Zertifikate für 500 Gigawattstunden umgesetzt. Mit solchen Grünstrom-Zertifikaten können Stromlieferanten den normalen Graustrom mit seinen Kohle- und Atomstrom-Anteilen umetikettieren und als Ökostrom verkaufen.

Diese Methode ist umstritten, weil sie zwar die Zahlungsbereitschaft umweltbewusster Kunden aktiviert, aber keine Impulse für den Ausbau der tatsächlichen Ökostrom-Erzeugung gibt. Darauf angesprochen, verteidigte Reitz den Grünstrom-Zertifikatehandel. Derzeit gebe es keine Überlegungen in seinem Haus, das Produkt weiterzuentwickeln und um eine physische Lieferung von Ökostrom zu ergänzen.

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