Die Systemdienstleistungen für ein stabiles Stromnetz werden bisher vor allem von zentralen Großkraftwerken erbracht. Ostdeutsche Netzbetreiber wollen nun auch die schnell wachsende Zahl der dezentralen Anlagen für erneuerbare Energien dafür erschließen.


Die Arbeitsgemeinschaft der Flächennetz-Betreiber Ost und der ostdeutsche Übertragungsnetz-Betreiber 50Hertz Transmission haben sich auf ein gemeinsames 10-Punkte-Programm für die sichere Stabilität der Stromversorgung verständigt. Die Unternehmen wollten künftig noch enger miteinander zusammenarbeiten, teilte der Netzbetreiber Mitnetz Strom mit. Das Ziel sei, gemeinsam Lösungen für die sich rasant verändernden Anforderungen an die Stromnetze in Ostdeutschland zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Kooperation stünden die Systemdienstleistungen, mit denen die sichere Systemstabilität der Stromversorgung durch die Netzbetreiber gewährleistet werde.

Mitnetz Strom verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Energiewende einen fundamentalen Wandel des Energieversorgungs-Systems mit sich bringt. In der Vergangenheit waren wenige große Kraftwerke im Übertragungsnetz für die zentrale Bereitstellung von Strom verantwortlich. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt die Zahl der dezentralen Anlagen zur Stromerzeugung stark zu. Diese sind laut Mitnetz zu 97 Prozent an die Verteilnetze angeschlossen. Die dezentralen Anlagen müssten in den Netz- und Systembetrieb integriert werden und sollten teilweise die Aufgaben der zentralen Großkraftwerke übernehmen, so der in Halle/Saale ansässige Verteilnetz-Betreiber. Dazu gehörten vor allem Beiträge zu den vier System-Dienstleistungen „Frequenzhaltung“, „Spannungshaltung“, „Betriebsführung“ und „Versorgungs-Wiederaufbau“.

Bei der Systemdienstleistung „Frequenzhaltung“ wird kurzfristig Regelenergie bereitgestellt, um Schwankungen im Wechselstrom-Netz auszugleichen und die Frequenz stabil beim Standardwert von 50 Hertz zu halten. Traditionell wird diese Regelenergie von gut steuerbaren Gas- oder Wasserkraftwerken bereitgestellt. Mitnetz-Geschäftsführer Adolf Schweer sieht aber auch Möglichkeiten, Wind- und Solarkraftwerke dafür zu nutzen. Auch ihre Leistung könne gezielt gedrosselt und wieder hochgefahren werden, sagte Schweer.

Für die „Spannungshaltung“ stellen bisher konventionelle Kraftwerke mit ihren Synchrongeneratoren sogenannte Blindleistung zur Verfügung. Mit speziell ausgerüsteten Wechselrichtern könnten auch Windräder und Solaranlagen solche Blindleistung produzieren, sagte Schweer. „Es kommt nun darauf an, diese Blindleistung von zehntausenden Anlagen zu erfassen, zu regeln und zu steuern.“ Bei Mitnetz gebe es dafür schon erste Pilotprojekte.

Die Systemdienstleistung „Betriebsführung“ umfasst Maßnahmen, die das Stromnetz vor Überlastungen schützen – wenn etwa in einem Netzabschnitt zuviel Strom eingespeist wird und deshalb die Stromproduktion der dortigen Kraftwerke gedrosselt werden muss. Ein „Versorgungs-Wiederaufbau“ wird dann nötig, wenn ein Stromnetz wegen einer Störung außer Betrieb gegangen ist. Dazu sind Kraftwerke nötig, die ohne äußere Stromzufuhr aus eigener Kraft starten können. Auch hier wollen die Verteilnetz-Betreiber prüfen, inwieweit Ökostrom-Anlagen einbezogen werden können.


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