Der Energiekonzern Vattenfall erprobt in seinem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde eine neuartige Zünd- und Stützfeuerung mit Trockenbraunkohle. Sie soll es ermöglichen, die Leistung eines Kraftwerksblocks besser als bisher an die Stromeinspeisung erneuerbarer Energien anzupassen.


Eine neuartige Zünd- und Stützfeuerung mit Trockenbraunkohle soll die Stromproduktion in Vattenfalls Braunkohlekraftwerk Jänschwalde besser regelbar machen. Dazu hat der Energiekonzern gestern eine Pilotanlage in Betrieb genommen. Sie war für  13 Millionen Euro am Kraftwerksblock F errichtet worden, der über eine Stromleistung von 500 Megawatt verfügt. Dabei wurde an einem der beiden Kessel dieses Blocks die Zünd- und Stützfeuerung vom bisherigen Brennstoff Öl auf Trockenbraunkohle umgestellt.

Das Herzstück der Technik sind acht neu entwickelte, gut regelbare Trockenbraunkohle-Staubbrenner mit elektrischer Plasmazündung, die jeweils über eine Wärmeleistung von 30 MW verfügen. Sie sollen es ermöglichen, den Kraftwerksblock bis auf 20 Prozent seiner Leistung herunterzufahren und mit dieser Mindestlast von 100 MW stabil zu betreiben. Mit den bisher eingesetzten, nicht regelbaren Ölbrennern liegt diese Mindestlast noch bei 36 % – also 180 MW. Wird wieder mehr Leistung benötigt, sollen die TBK-Brenner den Block mit einer Laständerungs-Geschwindigkeit von 2 % pro Minute wieder hochfahren können. 

Der Zweck dieser Regelungsfähigkeit ist, dass sich die Stromproduktion in Braunkohlekraftwerken besser an die schwankende Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien anpassen kann. Wie Projektleiter Gunnar Langner erklärte, werden mit dem Einsatz von TBK auch Probleme mit dem Schadstoffausstoß vermieden, die bei der Mischfeuerung von Öl und Braunkohle entstehen können. Die gemischte Verfeuerung der wenig energiereichen Rohbraunkohle und eines energiereicheren Brennstoffs ist bei einer abgesenkten Blockleistung notwendig, damit die Kesselfeuerung beherrschbar bleibt. 

Um die Pilotanlage mit Brennstoff versorgen zu können, hat Vattenfall in unmittelbarer Nachbarschaft des Blocks F ein 40 Meter hohes TBK-Silo errichtet. Die TBK wird per LKW aus einem Veredlungsbetrieb am Kraftwerk Schwarze Pumpe angeliefert. Dort wird der ursprüngliche Wassergehalt der Rohbraunkohle von 50 auf 10 % abgesenkt, so dass ein hochwertiger, energiereicher Brennstoff entsteht.

Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde befindet sich nördlich von Cottbus und verfügt über insgesamt sechs 500-MW-Blöcke. Sie waren in den Jahren zwischen 1976 und 1988 gebaut und von 1991 bis 1996 mit Umweltschutz-Technik nachgerüstet worden, vor allem mit
Rauchgas-Entschwefelungsanlagen. Insgesamt sind hier seit 1990 bis heute 1,9 Mrd. Euro in Umbau- und Modernisierungsarbeiten geflossen.


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