Das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum sieht hierzulande große Fortschritte beim Übergang von der traditionellen zu einer modernen Bioenergieversorgung. Dabei t  es in der heimischen Biogas-Branche gerade ganz gewaltig.

Forschungs BGA gross

In einer eigenen Versuchsanlage arbeiten die Wissenschaftler des Deutsche Biomasse-Forschungszentrums an modernen Lösungen für die Biogasproduktion. Archivfoto 2013: Stefan Schroeter


Bei der energetischen Nutzung von Biomasse geht nach Einschätzung des DBFZ Deutschen Biomasse-Forschungszentrums immer noch viel Energie verloren. Für diesen Zweck würden weltweit 60 Petajoule Primärenergie eingesetzt, aus denen nur 20 PJ Endenergie gemacht würden, berichtete Bereichsleiterin Daniela Thrän am Donnerstag bei der DBFZ-Jahrestagung in Leipzig. „Das heißt, ein Großteil der Biomasse geht verloren in uneffizienten Konversionssystemen, hauptsächlich zur Wärmebereitstellung“, sagte sie. „In großen Teilen der Welt ist die Transformation hin zu einer modernen Bioenergie noch nicht erfolgt.“

In Deutschland sei dieser Übergang bereits weit vorangeschritten. Dabei trägt das DBFZ mit seiner Forschung nicht nur dazu bei, die Effizienz der Biomasse-Nutzung im eigenen Land zu verbessern. Über zahlreiche internationale Kooperationen tauscht es sein Wissen auch weltweit mit Partnerinstitutionen aus. In der Bundesrepublik sieht Thrän zwar auch noch Ausbaumöglichkeiten, beispielsweise bei der Nutzung von Gülle und Stroh. Hier komme es nun aber zunehmend darauf an, Bioenergie nachhaltig zu nutzen und in das System der anderen erneuerbaren Energien einzubinden. „Dieses Konzept, diese Vision nennen wir `Smarte Bioenergie´“, sagte die Wissenschaftlerin.

Sie wies darauf hin, dass andere Bereiche der erneuerbaren Energien wie Fotovoltaik und Windstrom bei der Kostensenkung weit vorangekommen sind. „Was klar zu der Frage führt, wie denn die Bioenergie diese Systeme in der Zukunft sinnvoll ergänzt.“ Es komme nun darauf an, Bioenergie nicht mehr den ganzen Tag zu nutzen, sondern genau dann, wenn die anderen erneuerbaren Energien nicht verfügbar seien.

Uwe Welteke-Fabricius vom Kasseler Netzwerk „Flexperten“ hält Biogas für bestens geeignet, in der Energiewende einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Flexible Biogasanlagen könnten zur Deckung der Residuallast beitragen, sagte er bei der DBFZ-Jahrestagung. Residuallast ist der zeitgenaue Strombedarf, der nicht von den unregelmäßig produzierenden Solar- und Windkraftanlagen gedeckt werden kann. Wie Welteke-Fabricius weiter sagte, werden flexibilisierte Biogasanlagen bisher oft nur dazu eingesetzt, Regelleistung zu liefern – eine kurzfristig abrufbare Systemdienstleistung für Übertragungsnetz-Betreiber.


Weckruf für Biogas

Die Anschlussregelungen des Erneuerbare Energien Gesetzes 2017 betrachtet der Flexperte als „Weckruf“ für die Betreiber, ihre bestehenden Biogasanlagen für eine flexible Stromproduktion umzurüsten und die oft vernachlässigte Wärmenutzung zu verbessern. „Das EEG bietet eine Perspektive, die Förderdauer von 20 auf 30 Jahre zu verlängern“, sagte er. „Und dann rechnet sich sowas.“

Für einen weiteren Ausbau der Biogasnutzung sieht der Flexperte keine Möglichkeiten. Durch die bisherigen Gesetzesänderungen sei der Neubau von Biogasanlagen seit 2011 um mehr als 95 Prozent zurückgegangen. Derzeit könnten nur noch sehr kleine Biogasanlagen gebaut werden. Biogas sei unbeliebt geworden und politisch nicht mehr erwünscht. Welteke-Fabricius präsentierte bereits eine Grafik mit einer „Sterbelinie“ für den deutschen Biogas-Anlagenbestand.

Eine Ursache für den Ansehensverlust und politischen Gegenwind sieht er darin, dass die Gärsubstrate für die Biogasanlagen teilweise wenig nachhaltig in einer industrialisierten Landwirtschaft produziert werden. Diese Praxis ist allgemein unter dem Stichwort „Vermaisung“ bekannt. Nach Ansicht des Flexperten war diese Entwicklung durch Fehlanreize in der Gesetzgebung ausgelöst worden, bei denen der Gesetzgeber auch hätte nachsteuern können. Stattdessen sei die Vergütung für Biogasstrom drastisch auf nur noch Abfallstoffe und Gülle reduziert worden, ohne die nachhaltige Gewinnung von Biomasse zu fördern.

„Da stelle ich Ihnen die Frage, warum es so wenig gelungen ist, mehr naturnahe Lösungen für den Anbau von Gärsubstraten zu finden“, wandte sich Welteke-Fabricius an die versammelten Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik. Biogasanlagen seien anspruchslos gegenüber der Sortenreinheit von Einsatzstoffen. Das lade eigentlich dazu ein, den Anbau nachwachsender Rohstoffe mit Naturschutz zu verbinden.


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