Der russische Monopolist für leitungsgebundene Erdgasexporte hatte im vergangenen Jahr 2013 die Rückschläge der Wirtschafts- und Finanzkrise offenbar überwunden. Die Zahlen, die Gasprom dazu veröffentlicht, lassen sich allerdings erst nach einem tiefen Blick in den Geschäftsbericht enträtseln.



Der russische Energiekonzern Gasprom hat gestern Zahlen für seine Erdgasexporte in europäische Länder vorgelegt. Im vergangenen Geschäftsjahr 2013 seien insgesamt 162 Milliarden Kubikmeter Erdgas in das „ferne Ausland“ exportiert worden, sagte Exportchef Alexander Medwedjew bei einer online übertragenen Pressekonferenz in Moskau. Der daraus resultierende Umsatz von 63 Mrd. US-Dollar (46 Mrd. Euro) habe fast wieder das Rekordniveau des Jahres 2008 erreicht. Damals hatte Gasprom 64 Mrd. US-Dollar gemeldet. Zum „fernen Ausland“ zählt Gasprom die mittel- und westeuropäischen Länder einschließlich der Türkei, nicht aber die früheren Teilrepubliken der Sowjetunion, die seit mehr als 20 Jahren unabhängig sind.

Die von Medwedjew genannten und auch in einer Begleitinformation verbreiteten Zahlen lassen sich allerdings erst nach einem tiefen Blick in Gasproms Geschäftsbericht einordnen. Daraus geht hervor, dass es sich dabei um die Erdgasmengen und Umsätze in dieser Region handelt, die über langfristige Verträge erzielt worden sind. Da der Konzern offenbar auch Erdgas über andere Kanäle wie den kurz- und mittelfristigen Handel verkaufte, lieferte er tatsächlich insgesamt 174 Mrd. m³ nach Mittel- und Westeuropa und erlöste dafür 1.687 Mrd. Rubel (35 Mrd. Euro). Der mittlere Preis für diese Lieferungen lag bei 9.680 Rubel (203 Euro) je 1.000 m³ und damit etwas niedriger als im vorangegangenen Jahr 2012.

Wichtigster Exportmarkt für Gasprom ist Deutschland, wo der russische Konzern seine Erdgasverkäufe deutlich auf 41 Mrd. m³ ausweiten konnte. Weitere Großkunden sind die Türkei mit 26,7 Mrd. m³ und Italien mit 25,3 Mrd. m³.

In einer eigenen Exportkategorie führt der halbstaatliche russische Konzern traditionell die Erdgasmengen, die er in die früheren Teilrepubliken der Sowjetunion exportiert. Länder wie die Ukraine, Belarus und Litauen liegen zwar geografisch auch in Europa und zahlen teilweise schon höhere Erdgaspreise als westeuropäische Kunden, werden aber von dem russischen Konzern immer noch gemeinsam mit Armenien und Kasachstan erfasst. Ihnen werden insgesamt 59 Mrd. m³ Erdgaslieferungen und ein Umsatz von 423 Mrd. Rubel (9 Mrd. Euro) zugeordnet. Beides ist rückläufig, vor allem, weil die Ukraine ihren Gaseinkauf absenkte. Der mittlere Lieferpreis für diese inzwischen höchst unterschiedlich eingestuften Kunden lag bei 7.133 Rubel (150 Euro).

In beide Exportregionen zusammen lieferte Gasprom also insgesamt 233 Mrd. m³ und erwirtschaftete damit einen Umsatz, der im Geschäftsbericht mit 2.110 Mrd. Rubel ausgewiesen ist. Das würde nach heutigen Kursen 44 Mrd. Euro entsprechen. Dabei ist zu bedenken, dass der Rubelkurs in den vergangenen Monaten stark gefallen ist, so dass die Umrechnung nur zu einer groben Orientierung dienen kann. Dass Gasprom in aktuellen Presseinformationen mit US-Dollar arbeitet, im langfristiger angelegten Geschäftsbericht aber Rubel verwendet, macht die Sache nicht einfacher.

Neben den leitungsgebundenen Erdgasexporten verkaufte der russische Konzern auch 1,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (Englisch: Liquefied Natural Gas – LNG) in die Länder des asiatisch-pazifischen Raums, was etwa 2 Mrd. m³ Erdgas entspricht. Dafür wurden im Geschäftsbericht keine Umsatzzahlen genannt. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Gasprom den Exportknick, der in den Jahren nach 2008 durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise entstanden war, zumindest im vergangenen Jahr 2013 vollständig überwunden hatte.


Gasproms leitungsgebundene Erdgasexporte im Jahr 2013

Region

Mrd. m³

Änderung in Prozent

Mittelpreis je 1.000 m³

 

     

Mittel- und Westeuropa

174

+15

203 Euro

Frühere Sowjetrepubliken

59

-10

150 Euro

 

     

Gesamte Exporte

233

+8

 

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