Eine neue, grenzüberschreitende Pipeline soll es Litauen ermöglichen, Erdgas über das polnische Ferngasleitungs-Netz zu beziehen. Die beteiligten Netzbetreiber wollen dieses Projekt zu einem großen Teil mit Fördergeldern der Europäischen Union finanzieren.


Die Ferngasleitungs-Netzbetreiber von Polen und Litauen haben europäische Fördermittel für den Bau einer grenzüberschreitenden Pipeline beantragt. Die gemeinsamen Förderanträge für das Projekt seien bei der Inea Innovation & Networks Executive Agency eingereicht worden, teilten der polnische Netzbetreiber Gas-System und der litauische Netzbetreiber Amber Grid im August mit. Inea bearbeitet Anträge für das Förderprogramm CEF Connecting Europe Facility der Europäischen Union, das auf die Verbesserung der grenzüberschreitenden Energie-Infrastruktur zielt. Nach Angaben der beiden Netzbetreiber können Planungs- und Konstruktionskosten mit bis zu 50 Prozent über CEF finanziert werden. Für die Bauarbeiten ist eine Förderung von bis zu 75 % möglich.

Die polnisch-litauische Gasleitung (Englisch: Gas Interconnection Poland-Lithuania – GIPL) soll vom polnischen Gasnetzknoten Rembelszczyzna bei Warschau über 534 Kilometer nach Nordosten, über die Grenze und weiter bis zum litauischen Gasnetzknoten Jauniunai bei Vilnius führen. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2013 sieht vor, die Leitung zunächst auf eine jährliche Transportmenge von 2,4 Milliarden Kubikmetern Erdgas auszulegen. Später könnte sie noch auf 4,1 Mrd. m³ ausgebaut werden. Die Gesamtkosten für das Projekt wurden in der Machbarkeitsstudie mit 558 Millionen Euro beziffert. Davon fallen 422 Mio. Euro in Polen und 136 Mio. Euro in Litauen an.

GIPL zielt vor allem darauf, Litauen und seine baltischen Nachbarländer Lettland und Estland besser in das europäische Gasnetz einzubinden. Bisher können sie nur russisches Erdgas zu vergleichsweise hohen Kosten beziehen. Mit der Verbindung nach Polen könnten sie sich auch alternative Bezugsquellen erschließen und die Versorgungssicherheit verbessern.

Um Kosten und Nutzen der Leitung gerecht zu verteilen, hat die europäische Agentur für die Kooperation von Energieregulatoren entschieden, dass die drei baltischen Staaten nach dem Bau der Leitung einen Ausgleich von 85,8 Mio. Euro an Polen zahlen. Davon entfallen 54,9 Mio. Euro auf Litauen, 29,4 Mio. Euro auf Lettland und 1,5 Mio. Euro auf Estland.

Nach dem bisherigen Zeitplan soll im kommenden Jahr 2015 die Umweltverträglichkeits-Prüfung für das Projekt abgeschlossen werden. Konstruktion und Bau würden danach in den Jahren 2016 bis 2019 erfolgen. Neben GIPL verfolgt Litauen derzeit auch das Projekt eines Entladeterminals für Flüssigerdgas, das derzeit im Hafen Klaipeda gebaut wird. Es ist schon sehr weit fortgeschritten und soll im Januar 2015 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. 


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