Mit dem Ausbau der Windenergie kommt Sachsen bisher nur langsam voran. Inzwischen gibt es allerdings Anzeichen dafür, dass sich künftig ein größeres Tempo entwickeln könnte. Bei Solarstrom gibt es jetzt schon mehr Dynamik.

 

Windpark bei Oschatz. Archivfoto 2021: Stefan Schroeter

Beim Ausbau der Windenergie in Sachsen gibt es weiterhin nur kleine Fortschritte. Wie der Döbelner Windenergie-Experte Hans-Jürgen Schlegel berichtet, sind im laufenden Jahr 2023 bisher neun Windenergie-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 39 Megawatt neu in Betrieb gegangen.

Den größten Zuwachs gab es dabei im Erzgebirgskreis mit vier WEA und insgesamt 16 MW. Weitere fünf Anlagen gingen in den Landkreisen Meißen und Zwickau ans Netz.

Bis zum Jahresende könnten noch weitere vier WEA mit 20 MW in den Landkreisen Zwickau und Freiberg hinzukommen. Dabei weist der Experte darauf hin, dass es aufgrund schwieriger Verhältnisse bei Transportgenehmigungen, aber auch windbedingt zu Verzögerungen bei den noch geplanten Anlagen kommen kann.

 

Hindernis Transportgenehmigung

Ein Beispiel dafür ist das Windpark-Projekt „Königshain-Wiederau“ im Landkreis Freiberg. Hier kam es von August bis Oktober zu wochenlangen Verzögerungen, weil die notwendigen Schwerlast-Transportgenehmigungen für die riesigen Turmelemente und Rotorblätter einer neuen WEA nicht rechtzeitig vorlagen.

Ein Kran, der am Standort schon für den Aufbau der WEA montiert worden war, konnte deshalb lange nicht eingesetzt werden. Dadurch fielen hohe Kran-Liegekosten an und verteuerten das Projekt. Die neue WEA könnte nun im besten Fall bis zum Jahresende fertig werden.

Damit hat sich die Situation bei der Inbetriebnahme neuer WEA in Sachsen weiterhin nur wenig verbessert. Im Jahr 2021 hatte es sogar noch einen Rückbau gegeben: Da waren mehrere ältere WEA stillgelegt und nur eine kleine Anlage im Erzgebirge neu errichtet worden.

Im vergangenen Jahr 2022 war dann wieder ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen, als elf Anlagen mit insgesamt 59 MW ans Netz gingen. Insgesamt gibt es nun im Freistaat 872 WEA mit insgesamt 1.340 MW. Damit liegt Sachsen im bundesweiten Vergleich unter den Flächenländern an vorletzter Stelle – und nur noch vor dem kleinen Saarland.

 

Politisches Ausbauziel

Um die politischen Ziele der aktuellen Landesregierung aus CDU, Bündnis90/Grünen und SPD zu erreichen, wäre ein deutlich größeres Ausbautempo nötig. Im Energie- und Klimaprogramm 2021 hatte sie sich die Aufgabe gestellt, bis zum Jahr 2030 die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um zusätzliche zehn Terawattstunden gegenüber dem Jahr 2019 auszubauen.

Bis zum nächsten Jahr 2024 ist das Zwischenziel von 4 TWh geplant. Dazu sollen vor allem Solar- und Windenergie beitragen.

Schlegel geht davon aus, dass die Windenergie dazu einen Beitrag von 70 Prozent oder 2.800 Gigawattstunden bringen müsste. Solarstrom wäre demnach mit 30 Prozent oder 1.200 GWh dabei.

Nach seinen Berechnungen wäre es in der Windenergie dafür notwendig, bis zum Jahresende 2024 noch 230 WEA der 4-Megawatt-Klasse oder 190 WEA der 5-MW-Klasse oder 155 WEA der 6-MW-Klasse zu errichten.

 

Flächen und Genehmigungen

Eine derart rasante Ausbau-Beschleunigung hält er allerdings für unmöglich. Die Regionalplanung habe die Flächen dafür nicht bereitgestellt, argumentiert er. Auch eine entsprechende Anzahl von WEA-Genehmigungen sei nicht verfügbar.

Immerhin geht es nun zumindest mit den Genehmigungen deutlich schneller voran als bisher. Wie Sachsens Energieminister Wolfram Günther berichtet, wurden in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 24 WEA mit einer Leistung von insgesamt 140 MW genehmigt.

Ende September befanden sich zudem weitere 85 Anlagen mit insgesamt 481 MW im Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz.

Die Genehmigung einer Windenergieanlage ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sie gebaut und in Betrieb genommen werden kann. Bis sie den ersten Strom erzeugen und ins Netz einspeisen kann, dauert es dann allerdings oft noch zwei Jahre. Demnach wäre damit zu rechnen, dass sich die jetzt erteilten Genehmigungen erst im Jahr 2025 in wachsenden Zubauzahlen niederschlagen.

 

Dynamischer Solarstrom-Ausbau

Ein größeres Ausbautempo als bei Windparks ist in Sachsen derzeit bei Solarstrom-Parks zu beobachten. Günther zufolge wurden im laufenden Jahr 2023 bisher 42.350 Anlagen mit einer Nettoleistung von 388 MW in Betrieb genommen. Im gesamten vergangenen Jahr 2022 waren es 15.600 Anlagen mit 216 MW.

Die Dynamik im Solarstrom-Bereich beobachtet auch Windenergie-Experte Schlegel mit Interesse. Er ist inzwischen vorsichtig optimistisch, dass die sächsischen Solarparks im Jahr 2024 ihre Stromproduktion im Vergleich zum Jahr 2021 um 1.200 GWh steigern können. Damit wäre dann aus seiner Sicht zumindest ein kleines Zwischenziel des Klima- und Energieprogramms 2030 erreicht.

 

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