Die Bundesregierung lässt ihre Energiepreisbremsen zum Jahresende 2023 auslaufen und begründet das mit gesunkenen Preisen. Doch viele Haushaltskunden sind dann tatsächlich noch von hohen oder steigenden Energiepreisen betroffen. Das zeigt ein Blick in drei sächsische Großstädte.

 

Fernwärme-Leitung in Leipzig. Foto: Stefan Schroeter

Zum Jahresende 2023 laufen die Energiepreisbremsen der Bundesregierung aus, die bisher die Arbeitspreise bei Strom, Gas und Fernwärme weitgehend begrenzt haben. Ursprünglich waren sie bis Ende März 2024 angelegt gewesen. Die Bundesregierung entschied sich dennoch für ein vorzeitiges Ende und begründete das mit gesunkenen Preisen und knappen Kassen.

Ein Tagesschau-Bericht wies dagegen darauf hin, dass es immer noch zahlreiche Tarife gibt, die über den Preisbremsen liegen. Wie viele Haushalte weiterhin in Verträgen mit hohen Preisen hängen, wisse die Regierung überhaupt nicht.

Dazu kommt, dass spätestens zum 1. April auch noch die Umsatzsteuer für Gas und Fernwärme von 7 auf 19 Prozent steigen soll. In der Bundesregierung wurde auch schon darüber diskutiert, dass dieser Anstieg auf den 1. März vorgezogen werden könnte.

Endgültig festgelegt ist dieser Zeitpunkt bisher noch nicht. Mit einem weiteren Energiepreis-Anstieg zu einem dieser beiden Daten ist jedenfalls zu rechnen. Dann dürfte auch die Zahl der Haushalte steigen, bei denen die Arbeitspreise der Gas- und Fernwärme-Tarife spürbar über den Werten der bisherigen Preisbremsen liegen.

 

Starke Auswirkungen bei Fernwärme

Dabei kann die Situation regional und lokal durchaus sehr unterschiedlich sein. Das haben Anfragen bei den Grundversorgern der drei sächsischen Großstädte Chemnitz, Dresden und Leipzig ergeben.

Manche Kunden haben hier noch Festpreis-Verträge, bei denen höhere Arbeitspreise und längere Laufzeiten bis über den Jahreswechsel hinaus gelten. Nach dem Ende der Preisbremsen müssen diese Kunden die höheren Arbeitspreise voll bezahlen. Auch in der Grundversorgung für Strom und Gas gibt es mitunter Tarife mit Arbeitspreisen, die über den bisher gültigen Preisbremsen liegen.

Am stärksten wirkt sich das Ende der Preisbremsen allerdings für die Fernwärme-Kunden aus. Denn die Fernwärme-Preisbremse begrenzt den Brutto-Arbeitspreis noch bis zum Jahresende 2023 auf einem relativ niedrigen Niveau von 9,5 Cent pro Kilowattstunde.

Das ist deutlich günstiger als die Gas-Preisbremse, die erst bei 12 Cent pro Kilowattstunde greift. Fernwärme-Kunden hatten damit bisher einen deutlichen Vorteil im Vergleich zu Gaskunden. Umso größer ist nun der Preisanstieg für sie, wenn die Preisbremse nach dem Jahreswechsel wegfällt.

Die Energieversorger weisen dabei darauf hin, dass die Arbeitspreise von Erdgas und Fernwärme nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Der Grund dafür sind technische Unterschiede bei der Erzeugung von Raumwärme. Deshalb sollen sie hier auch nur zu einer ungefähren Orientierung dienen.

 

Leipzig

Für die Strom- und Gaskunden der Stadtwerke Leipzig gibt es zum Jahreswechsel einen ziemlich weichen Übergang in die ungebremste Tariflandschaft. Wie das Unternehmen mitteilte, haben inzwischen fast 100 Prozent der Stromkunden einen Brutto-Arbeitspreis unter 40 Cent/kWh.

Dabei gibt es auch noch Privat- und Gewerbekunden in speziellen Online-Tarifen, bei denen feste Arbeitspreise über 40 Cent bis ins Jahr 2024 hinein gelten. Erst wenn dort die Preisbindung ausläuft, können sie voraussichtlich eine Anpassung auf einen günstigeren Preis erhalten.

Bei den Gaskunden kommt es auf die Umsatzsteuer an: Grundsätzlich haben hier ebenfalls fast 100 Prozent der Kunden einen Brutto-Arbeitspreis, der unter der bisherigen Preisbremse von 12 Cent liegt. Das gilt allerdings nur, solange die Umsatzsteuer noch auf 7 % ermäßigt bleibt. Wenn sie spätestens zum 1. April 2024 wieder auf 19 % steigt, klettert der Arbeitspreis über 12 Cent.

Auch beim Gas gibt es noch Bestandskunden in speziellen Online-Tarifen, bei denen feste Arbeitspreise über 12 Cent bis ins Jahr 2024 hinein gelten. Sie müssen ebenfalls noch das Ende ihrer Preisbindung abwarten.

Die Leipziger Fernwärme-Tarife steigen dagegen weiter. Beim meistgenutzten Produkt „wärme.kompakt“ gilt bis zum Jahresende noch ein Brutto-Arbeitspreis von 12,95 Cent. Durch die Preisbremse wurde er für 80 Prozent des Vorjahres-Verbrauchs auf 9,5 Cent begrenzt. Nun steigt er zunächst ab 1. Januar 2024 ohne Preisbremse mit 7 % Umsatzsteuer auf 13,19 Cent – und ab 1. April 2024 mit 19 % Umsatzsteuer auf 14,67 Cent.

Wie die Leipziger Stadtwerke dazu erklären, gelten für die Fernwärme-Verträge vereinbarte Preisformeln, in denen die Kostenentwicklungen von Lohn, Gas, Investitionsgütern und Wärmepreisen enthalten sind. Daraus würde sich eigentlich zum 1. Januar 2024 sogar ein Brutto-Arbeitspreis von 14,87 Cent ergeben.

Der Energieversorger hat sich allerdings entschieden, einmalig für das Jahr 2024 einen Teil der Kostensteigerung nicht an seine Kunden weiterzugeben.

Obwohl die Stadtwerke also auf einen Teil der möglichen Preiserhöhung verzichten, läuft es für die Kunden auf zwei deutliche Preisanstiege zum 01. Januar und dann noch einmal spätestens zum 01. April 2024 hinaus.

 

Chemnitz

Beim Chemnitzer Energieversorger Eins sind die Strom- und Gaspreise höher als in Leipzig und Dresden. Der Übergang in die Zeit ohne Preisbremsen ist für diese Energieträger deshalb weniger weich. Bei den Fernwärme-Preisen ist das umgekehrt: Sie steigen zwar auch in Chemnitz, bleiben aber günstiger als in den beiden anderen Großstädten.

In der Strom-Grundversorgung gilt ab 01. Januar ein Brutto-Arbeitspreis von 43,05 Cent. Damit ist er dann niedriger als bisher, liegt aber über der bisher gültigen Preisbremse von 40 Cent. Den grundversorgten Stromkunden steht also ein merklicher Preisanstieg bevor. Für eine weitere Preissenkung sieht Eins jetzt keinen Spielraum.

Auch außerhalb der Grundversorgung gibt es bei Eins in Chemnitz noch Stromkunden, die ab 1. Januar 2024 einen Brutto-Arbeitspreis von mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde zu zahlen haben. Wie viele es sind, möchte das Unternehmen aus Wettbewerbsgründen nicht mitteilen.

Ähnlich ist die Situation im Gasbereich. Auch hier gibt es eine ungenannte Zahl von Kunden, für die ab Jahresanfang der Brutto-Arbeitspreis über die bisher gültigen 12 Cent der Preisbremse steigt. Und auch hier hat Eins die Preise bereits nach unten angepasst und sieht keinen Spielraum mehr für weitere Preissenkungen.

Bei der Fernwärme steigen die Arbeitspreise auch in Chemnitz, bleiben aber günstiger als in Leipzig und Dresden. Für Bestandskunden klettert der Brutto-Arbeits- und Emissionspreis zunächst zum 1. Januar 2024 mit 7 % Umsatzsteuer auf 11,9 Cent und zum 1. April 2024 mit 19% Umsatzsteuer auf 13,3 Cent.

Eins weist darauf hin, dass diese Preise neu kalkuliert werden mussten, weil die Chemnitzer Fernwärme-Erzeugung von Kohle auf Erdgas umgestellt wird. Dabei würden nur veränderte Kosten berücksichtigt. Der Versorger verdiene nichts daran.

Die Preise liegen Eins zufolge auf oder sogar unter dem Niveau anderer Vergleichsunternehmen. Von daher bestehe leider keine Möglichkeit, die Anstiege weiter abzumildern.

 

Dresden

In Dresden kompensiert der Energieversorger Sachsenenergie mit seinem Stadtwerk Drewag zunächst für nahezu alle Erdgas-Privatkunden den Wegfall der Gaspreisbremse. Das betrifft vor allem Kunden, die Gas zum Heizen nutzen und einen Jahresverbrauch von mehr als 10.000 Kilowattstunden haben. Sie erhalten einen Treuebonus, der den Wegfall der Preisbremse kompensiert.

Keinen Treuebonus bekommen etwa 20.000 Kochgas-Kunden und Kleinverbraucher, bei denen der Brutto-Arbeitspreis knapp oberhalb von 12 Cent liegt.

Flexible Gastarife, in denen es keine vertragliche Preisbindung gibt, senkt Sachsenenergie zum 1. Januar 2024 auf unter 12 Cent je Kilowattstunde. Für Gaskunden in der Grundversorgung sinkt der Brutto-Arbeitspreis erst ab 1. Februar 2024 unter diesen Wert, weil für sie eine Ankündigungsfrist von sechs Wochen gilt.

Der Brutto-Arbeitspreis von 11,99 Cent gilt allerdings nur, solange die Umsatzsteuer auf 7 % ermäßigt bleibt. Wenn sie am 1. April wieder auf 19 % steigt, klettern auch die Arbeitspreise der Gastarife wieder über 12 Cent. Dafür gibt es dann keine Kompensation mehr.

Für Strom haben Kunden der Sachsenenergie schon während der gesamten Energiekrise nur Preise unterhalb der Strompreisbremse gezahlt. In Drewags Grund- und Ersatzversorgung Strom liegt der Brutto-Arbeitspreis derzeit bei 38,75 Cent pro Kilowattstunde. Er soll auch über den Jahreswechsel stabil bleiben.

Deutlich anders ist die Situation für Dresdner Fernwärmekunden. Ohne Preisbremse steigt für sie der Brutto-Arbeitspreis zum 1. Januar 2024 sehr deutlich auf 15,4 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Preis ergibt sich aus der Entwicklung verschiedener Marktpreis-Indizes, die in den Fernwärme-Verträgen verankert sind. Für den 1. Februar 2024 kündigt Drewag nun allerdings eine Preissenkung an.

 

 

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