Um den Aufbau einer marktfähigen Wasserstoffwirtschaft zu befördern, stellt die Bundesregierung viel Geld bereit. Mit starkem finanziellem Rückenwind sollen auch internationale Partnerschaften für grünen Wasserstoff aufgebaut werden.

Windpark bei Weissenfels gross

Große Demonstrationsprojekte für Wasser-Elektrolyseure können an großen Windpark-Standorten angesiedelt werden. Archivfoto 2016: Stefan Schroeter


Die Bundesregierung will die Entwicklung einer marktfähigen Wasserstoff- und Batterietechnik in den nächsten Jahren mit Milliardensummen unterstützen. Gleichzeitig sollen internationale Partnerschaften für den Import großer Wasserstoffmengen aufgebaut werden. Für den Markt-Hochlauf der Technik seien im aktuellen Konjunkturprogramm 7 Milliarden Euro vorgesehen, sagte gestern der Wasserstoff-Beauftragte der Regierung, Stefan Kaufmann. Dieses Geld könne bis in die Jahre 2024 und 2025 ausgegeben werden, berichtete er beim Hypos-Forum in Dresden. Das Konjunktur- und Zukunftspaket hatte die Bundesregierung am 3. Juni aufgelegt, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzumildern und klimagerechte Spitzentechnologien voranzubringen.

 

Als einen wichtigen Einsatzzweck der Gelder nannte Kaufmann nun die Finanzierung großer Demonstrationsprojekte für Wasser-Elektrolyseure im Leistungsbereich von 100 Megawatt aufwärts. Dabei sollten die deutschen Hersteller von Elektrolyseuren einbezogen werden, um die Entwicklung der Serienfertigung zu befördern.

 

Strombetriebene Elektrolyseure zerlegen Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Wenn sie dafür Solar- oder Windstrom nutzen, entsteht grüner Wasserstoff. Er kann klimagerecht als speicherfähiger Energieträger oder als Rohstoff für Industrieprozesse genutzt werden. Die Elektrolyseure werden bisher in kleinen Stückzahlen, niedrigen Leistungsbereichen und mit teuren Materialien produziert. Deshalb ist grüner Wasserstoff relativ teuer und kann ohne Förderung nicht mit grauem Wasserstoff konkurrieren, der mit einfacheren Methoden aus fossilen Energieträgern hergestellt wird.

 

Mögliche Projekte

Der Wasserstoff-Beauftragte kündigte an, dass die großen Demonstrationsprojekte schwerpunktmäßig an den großen Windpark-Standorten im Nordwesten und Nordosten Deutschlands angesiedelt werden. Als mögliche Projekte nannte er Meeres-Windparks. Ein konkretes Projekt gebe es bereits für den Windpark Alpha-Ventus in der Nordsee. Dieser Windpark wird von den Energiekonzernen EWE, RWE und Vattenfall betrieben.

 

Kaufmann erwähnte in diesem Zusammenhang auch ein Projekt in Bayern, wo die chemische Industrie ein Wasserkraftwerk bauen wolle. Es gehe auch um internationale Projekte, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Holland und Dänemark. Ihm lägen bereits einige konkrete Anträge auf dem Tisch, sagte der Wasserstoff-Beauftragte. Konkrete Förderzusagen dafür könnten in den nächsten sechs bis sieben Monaten gemacht werden.

 

Internationale Partnerschaften

Gleichzeitig arbeitet die Bundesregierung daran, internationale Partnerschaften mit Ländern aufzubauen, die grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien produzieren und nach Deutschland exportieren können. Kaufmann rechnet damit, dass Deutschland im Jahr 2050 seinen Wasserstoff-Bedarf zu 50 bis 80 Prozent durch Importe decken muss. Für den Aufbau dieser Partnerschaften seien 2 Mrd. Euro eingeplant. Auch hier will er die deutschen Hersteller von Wasserstoff-Anlagen einbeziehen und ihnen damit Exportmärkte öffnen.

 

Am weitesten fortgeschritten ist derzeit die Partnerschaft mit Australien. Mit dessen Regierung hat sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung im September auf die Absicht geeinigt, in den nächsten 24 Monaten eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Damit soll untersucht werden, wie grüner Wasserstoff vom fünften Kontinent am besten nach Europa und Deutschland transportiert werden kann. Als weitere Regionen, die für solche Partnerschaften in Frage kommen, nannte Kaufmann außerdem Afrika, Süd- und Nordamerika – und natürlich auch Europa.


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