Der neue Strom- und Wärmeerzeuger soll den Stadtwerken dabei helfen, die Fernwärme-Lieferungen aus dem Braunkohle-Großkraftwerk Lippendorf abzulösen. Als Brennstoff dient zunächst Erdgas, das später durch Wasserstoff ersetzt werden könnte.

HKW Richtfest gross

Das Heizkraftwerk Leipzig Süd soll im Herbst 2022 den Betrieb aufnehmen. Foto: Stefan Schroeter


Die SWL Stadtwerke Leipzig kommen mit dem Bau ihres neuen Heizkraftwerks Leipzig Süd gut voran. Gestern wurde Richtfest für den Strom- und Wärmerzeuger gefeiert, der im Herbst 2022 in Betrieb gehen soll. Das Herzstück der Anlage bilden dann zwei Gasturbinen mit jeweils 62,5 Megawatt Stromleistung. Ihren heißen Abgasstrom nutzen dann nachgeschaltete Heißwasser-Erzeuger, um jeweils 81,5 MW thermische Leistung für die Leipziger Fernwärmeversorgung bereitzustellen.

 

Das so erzeugte Heißwasser kann zunächst in einen Speicher geleitet werden, der über ein Fassungsvermögen von 43.000 Kubikmetern Wasser mit 1.500 Megawattstunden Wärme verfügt. Das Heißwasser wird dann bei Bedarf in das Fernwärmenetz eingespeist. Den Brutto-Gesamtwirkungsgrad, den die Anlage im gekoppelten Kraft-Wärme-Prozess erreichen kann, beziffert SWL mit mehr als 93 Prozent.

 

Das HKW wird zunächst mit dem Brennstoff Erdgas betrieben, soll später aber auch auf den klimafreundlichen Energieträger Wasserstoff umgestellt werden können. Die Gasturbinen des Typs SGT 800 seien für einen Einsatz mit 100 Prozent Wasserstoff ausgelegt, sagte Manfred Sieger, Vizepräsident beim Lieferanten Siemens Energy, gestern beim Richtfest. In Praxistests hätten sie das auch schon bewiesen.

 

SWL-Geschäftsführer Karsten Rogall bekräftigte die Absicht, im HKW Leipzig-Süd künftig grünen Wasserstoff als Brennstoff einzusetzen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass dazu die politische und finanzielle Unterstützung von Europäischer Union, Bund und Land nötig sei.

 

Fernwärme ohne Braunkohle

Das neue HKW ist der größte Baustein des Leipziger Zukunftskonzepts Fernwärme, mit dem die Stadt sich von den Fernwärme-Lieferungen aus dem Braunkohle-Großkraftwerk Lippendorf lösen will. Weitere Bausteine dafür sind kleinere Block-Heizkraftwerke, Solarthermie-Anlagen und die Nutzung von Industrie-Abwärme. Insgesamt wollen die Stadtwerke mehr als 300 Millionen Euro in das Zukunftskonzept investieren.

 

Vor zwei Jahren hatten sie angekündigt, den Fernwärme-Liefervertrag mit dem Kraftwerk Lippendorf zum September 2022 zu kündigen. Inzwischen zeichnet sich ab, dass es dann noch keinen vollständigen Lieferstopp für die Lippendorfer Fernwärme geben wird. Um die Versorgungssicherheit für die Leipziger Wärmekunden zu gewährleisten, haben die Stadtwerke mit dem bisherigen Lieferanten noch Bezugsoptionen für die nächsten Jahre vereinbart.


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