Der Verein Hypos arbeitet seit zehn Jahren daran, Forschung und Praxis für grünen Wasserstoff voranzubringen. Nun geht es darum, den Markt zu entwickeln. In Bad Lauchstädt wird bereits ein größeres Praxisprojekt im Verbund eines Energiekonzerns umgesetzt.

 

Die Windräder des Energieparks Bad Lauchstädt entstehen in der Nachbarschaft eines schon bestehenden Windparks. Foto: Stefan Schroeter

Im Energiepark Bad Lauchstädt wachsen derzeit neue Windräder. Die Terrawatt Planungsgesellschaft lässt hier acht Anlagen des Typs V162-6.2 vom dänischen Hersteller Vestas errichten. Sie sollen künftig Windstrom mit einer Spitzenleistung von 6,2 Megawatt für den Energiepark erzeugen.

Terrawatt-Geschäftsführer Thomas von der Heide hofft, die ersten beiden Anlagen noch im laufenden Jahr 2023 in Betrieb nehmen zu können. Bis April 2024 soll dann der gesamte Windpark am Netz sein, sagte er gestern bei einer Exkursion des Wasserstoff-Netzwerks Hypos.

Der Windstrom soll künftig im Energiepark dazu dienen, sogenannten „grünen Wasserstoff“ zu produzieren. Dafür baut das Dresdner Unternehmen Sunfire einen Elektrolyseur mit 30 Megawatt Leistung. Wie die Projektleiterin des Energieparks, Cornelia Müller Pagel, berichtete, soll der Elektrolyseur im Jahr 2025 in Betrieb gehen und dann pro Stunde sieben Kubikmeter Wasserstoff produzieren können.

 

Transport und Speicherung

Damit entsteht dann die Notwendigkeit, den grünen Wasserstoff aus Bad Lauchstädt zu den industriellen Anwendern zu transportieren. Dafür wird bis zum nächsten Jahr 2024 eine vorhandene Erdgasleitung auf Wasserstoff umgerüstet.

Diese Leitung ist 25 Kilometer lang und soll eine Verbindung zum bestehenden regionalen Wasserstoff-Netz der chemischen Industrie ermöglichen. Als ersten Ankerkunden für den künftigen grünen Wasserstoff konnte der Energiepark die Raffinerie von Total in Leuna gewinnen.

Ein weiterer wichtiger Teil des Projekts ist ein unterirdischer Wasserstoff-Speicher. Für ihn wird am Standort eine Salzkaverne ausgespült und als Gasspeicher eingerichtet. Müller Pagel hofft, den Speicher ab dem Jahr 2028 nutzen zu können.

Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Unternehmen der Energiewirtschaft. Sie gehören überwiegend zum Konzern Verbundnetz Gas, hinter dem wiederum der Großkonzern Energie Baden-Württemberg steht.

Die Investitionssumme für das Projekt war im Jahr 2021 noch mit 140 Mio. Euro angegeben worden. Nach Preissteigerungen wurde sie zuletzt mit 210 Millionen Euro beziffert. Als „Reallabor der Energiewende“ wird das Projekt mit 34 Mio. Euro aus Bundesmitteln gefördert.

 

Vorarbeiten im Wasserstoff-Netzwerk

Die einzelnen Teilprojekte des Energieparks bauen auf Vorarbeiten auf, die in den Forschungsvorhaben des regionalen Wasserstoff-Netzwerks Hypos geleistet worden sind. Hypos war im Jahr 2013 von 26 Organisationen und Unternehmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Verein in Halle/Saale gegründet worden, um eine grüne Wasserstoff-Wirtschaft in der Region zu etablieren.

In den Jahren danach konnte Hypos das Förderprogramm Zwanzig-20 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für seine Arbeit erschließen. Mit 45 Mio. Euro Fördermitteln und eigenen Mitteln der beteiligten Unternehmen wurden 34 gemeinsame Forschungsprojekte für Produktion, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff entwickelt und bis zum Jahr 2022 abgearbeitet.

 

Den Markt entwickeln

Zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins im Goethe-Theater Bad Lauchstädt berichtete Vorstandschef Joachim Wicke gestern, dass die Zahl der Mitglieder inzwischen auf 170 gewachsen ist. Nachdem die Forschungsprojekte des Bundesprogramms abgeschlossen sind, will Wicke nun mit dem Verein dazu beitragen, den Markt für grünen Wasserstoff zu entwickeln.

Dabei denkt er an die Unternehmen, die eigenes Geld, Zeit und Engagement in die Forschungsprojekte eingebracht hatten. Sie müssten nun die Möglichkeit haben, auch dieses Geld wieder zu verdienen, sagte er.

Zwar könnten viele Mitgliedsunternehmen bereits mit dezentralen Lösungen ein gutes Geschäft realisieren. Damit sie auch mit größeren Projekten vorwärts kommen können, wünscht sich der Hypos-Vorsitzende eine Wasserstoff-Förderung, die für kleine und mittelgroße Unternehmen geeignet ist.

 

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