Die Elbe-Stahlwerke Feralpi bauen in Riesa ein neues Walzwerk, das sie mit regional produziertem Solar- und Windstrom betreiben wollen. Doch für die notwendigen neuen Energieprojekte gibt es in den Städten und Gemeinden mehr Ablehnung als Zustimmung.

 

Ein Windpark bei Riesa. Archivfoto 2021: Stefan Schroeter

Grüner Stahl aus Riesa – das ist das Ziel der Elbe-Stahlwerke Feralpi. Das Elektro-Stahlwerk produziert Baustahl aus Stahlschrott und braucht dazu große Mengen Strom und Erdgas. Um seine Produktion klimafreundlicher zu gestalten, investiert das Unternehmen derzeit 220 Millionen Euro in ein neues Walzwerk und weitere Anlagen.

Das neue Walzwerk soll zukünftig nur noch mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Im alten Werk braucht Feralpi weiter Erdgas, das langfristig durch grünen Wasserstoff ersetzt werden soll. Grüner Wasserstoff gilt als klimafreundlich, weil er aus erneuerbaren Energien und Wasser hergestellt wird.

Dieses Transformationskonzept für eine emissionsarme Stahlproduktion stellte Geschäftsführer Uwe Reinecke am Dienstag bei einer Diskussionsveranstaltung im Kraftwerk Lippendorf vor. Zu den Herausforderungen dabei zählt das Vorhaben, die großen Mengen grünen Stroms, die das Stahlwerk benötigt, so weit wie möglich in der eigenen Region zu erzeugen. Dazu will Feralpi neue Solar- und Windparks bauen.

Bei Gesprächen in Städten und Gemeinden hat Reinecke allerdings die Erfahrung gemacht, dass hier die Akzeptanz für Energieprojekte fehlt. Es gebe nur wenige Befürworter, viele seien dagegen, sagte er. „Wenn es nicht funktioniert, müssen wir uns eben deutschlandweit umschauen.“
 

Ungewissheiten bei grünem Wasserstoff

Auch der Bezug von grünem Wasserstoff ist kein einfaches Thema. Gemeinsam mit weiteren Unternehmen der Region Meißen hat Feralpi schon erreicht, dass eine geplante Wasserstoff-Fernleitung nicht an der Region vorbei führen, sondern in sie hinein verlängert werden soll. Ob diese Leitung bis zum Jahr 2028 oder erst mehrere Jahre später fertig werden kann, bleibt allerdings noch ungewiss.

Fraglich ist auch noch, ob dann grüner Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein wird – und ob ihn die energieintensive Industrie auch ohne Subventionen wirtschaftlich einsetzen kann.

Soviel Zeit hat das Elbe-Stahlwerk eigentlich gar nicht. Wie der Geschäftsführer sagte, achten Bauträger zunehmend auf den Kohlendioxid-Gehalt von Baumaterialien. Er rechnet auch damit, dass es dafür bald klare Vorgaben bei Bauaufträgen der öffentlichen Hand geben wird.

 

Fortschritte im Landkreis Leipzig

Auch in anderen Regionen Sachsens bemühen sich Unternehmen darum, Strom aus neuen Windparks in ihrer Nachbarschaft zu beziehen. Dabei zeichnen sich zumindest im Landkreis Leipzig einige Fortschritte ab. Mehrere Städte und Gemeinden nutzen hier eine neue Flexibilisierungsklausel im Landesplanungsgesetz, die es ihnen erlaubt, eigenständig Gebiete für Windparks auszuweisen. Darüber berichtete der Landrat des Landkreises Leipzig, Henry Graichen.

Nach seiner Einschätzung liegt ein Grund dafür darin, dass sich Unternehmen mit ihrem Windstrom-Interesse an die Kommunen wenden. Als einen weiteren wichtigen Grund nannte er, dass die Kommunen jetzt noch selbst entscheiden können, wo auf ihrem Territorium ein neuer Windpark gebaut werden soll.

Graichen deutete an, dass diese Entscheidungsfreiheit später wieder eingeschränkt werden könnte, wenn Sachsen sein Ziel für ausgewiesene Windenergie-Flächen nicht erreichen sollte. Bis zum Jahr 2027 sollen die regionalen Planungsverbände zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergie ausweisen. Bisher ist es noch sehr viel weniger.

 

Lesen Sie auch:

Sachsens schwieriger Weg zur Klimaneutralität

Sonne, Wind und Speicher liefern Prozesswärme für die Industrie

Mit eigenem Solarstrom durch die Energiepreis-Krise

 

 

Mit notwendigen Cookies funktioniert diese Webseite am besten. Ganz ohne Cookies klappt nicht alles.