In Sachsen sind seit einem Jahr keine neuen Windenergie-Anlagen mehr gebaut worden. Stattdessen gingen einige ältere Anlagen vom Netz. Der Bau neuer Anlagen bleibt auf absehbare Zeit schwierig.

Windpark bei Leipzig 2 gross

Windpark bei Leipzig. Foto: Stefan Schroeter


Der Ausbau der Windenergie in Sachsen ist seit einem Jahr vollständig zum Erliegen gekommen. Das geht aus Berichten des Döbelner Windenergie-Experten Hans-Jürgen Schlegel hervor. Danach ist im zweiten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 keine Windenergie-Anlage im Freistaat mehr ans Netz gegangen. Im ersten Halbjahr 2020 waren nur noch drei WEA gebaut worden. Da inzwischen auch einige ältere Windenergie-Anlagen abgebaut wurden, ist derzeit sogar ein leichter Rückbau zu verzeichnen: Waren zum Jahresende 2019 noch 898 WEA mit einer gesamten Spitzenleistung von 1.271 Megawatt installiert, sind es derzeit nur noch 879 WEA mit 1.267 MW.

 

Schlegel hält es für möglich, dass bis zum Jahresende 2021 noch ein oder zwei neue WEA ans Netz kommen werden. Im Folgejahr 2022 könnten es acht bis neun Anlagen werden, sagte er am Freitag bei einer Online-Veranstaltung der Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien. Genehmigungen für neue Windräder sind ihm derzeit vor allem im Landesdirektions-Bereich Chemnitz bekannt. Im Bereich Dresden gibt es nur zwei Genehmigungen und im Bereich Leipzig sogar keine einzige.

 

Als Beispiel dafür, wie mögliche Windparks von den Behörden verhindert werden, nannte Schlegel den Energiepark Brandis. Hier betreibt das Energieunternehmen Juwi auf einem ehemaligen Militärflugplatz bereits seit vielen Jahren größere Anlagen für Solarstrom und Biomethan. Juwi wollte hier eigentlich auch noch drei Windräder mit insgesamt 9,9 MW bauen. Dieses Vorhaben habe der Regionale Planungsverband Leipzig-Westsachsen verhindert, sagte der Experte.

 

Großer Rückstand

Trotz der Stagnation und der Rückschritte beim Bau neuer Windparks hat die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien nach Schlegels Hochrechnungen im vergangenen Jahr 2020 deutlich auf 6.650 Gigawattstunden zugelegt. Der Fachmann führte dies vor allem auf günstige Windverhältnisse zurück. Auch die Solarstrom-Produktion wurde vom Wetter begünstigt und legte zu. Dennoch konnte Ökostrom in Sachsen so nur einen Anteil von 24 Prozent am Bruttostrom-Verbrauch erreichen. Zum Vergleich: Bundesweit lag dieser Wert im Jahr 2020 bereits bei 45 Prozent.

 

Sachsens Regierungskoalition aus CDU, Bündnisgrünen und SPD hatte sich im Jahr 2019 das Ziel gesetzt, die Ökostrom-Jahresproduktion bis zum Jahr 2024 um 4.000 GWh auszubauen. Der Hauptanteil soll aus der Windenergie kommen. Fachmann Schlegel leitet daraus ab, dass dafür allein 230 WEA mit jeweils 4 MW dazugebaut werden müssten. Angesichts langwieriger Genehmigungsverfahren und neu eingeführter Hindernisse bei den Behörden sowie der Lieferfristen bei Anlagenherstellern hält er es für schwer vorstellbar, dass dieses Ziel erreichbar ist.


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