Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind im vergangenen Jahr 2023 stabiler geworden und gesunken. Den Handel an den europäischen Energiebörsen hat das deutlich belebt. Gegen Stromnetz-Engpässe könnten lokale Flexibilitätsmärkte helfen.

 

Hauptsitz der European Energy Exchange in Leipzig. Foto: Stefan Schroeter

Die Energiebörse EEX European Energy Exchange ist im Geschäftsjahr 2023 in allen wesentlichen Geschäftsfeldern und Regionen weiter gewachsen. Die Gesamterlöse wuchsen um 19 Prozent auf 576 Millionen Euro. Das Ebit-Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 28 Prozent auf 306 Mio. Euro.

Diese Ergebnisse stellte der Vorstandsvorsitzende Peter Reitz heute bei einer Onlinekonferenz vor. Als wesentlichen Grund für das Wachstum nannte er, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage nach den unsicheren und volatilen Zeiten der Jahre 2020 bis 2022 wieder stabilisiert hatte. Gleichzeitig seien die Preise auf den Großhandelsmärkten für Strom und Gas stabiler geworden und gesunken.

Für die Handelsteilnehmer bedeutete das auch, dass sie weniger Sicherheiten für ihre Handelspositionen hinterlegen mussten als noch in den Krisenzeiten zuvor. Das führte zu einem deutlich regeren Handel an den europäischen EEX-Märkten für Strom und Gas.

Besonders deutlich legten die europäischen Strom-Terminmärkte zu, auf denen Lieferungen für mehrere Jahre im Voraus gehandelt werden. Hier stieg das Handelsvolumen um 55 Prozent auf 5.186 Terawattstunden. Auch auf den europäischen Erdgas-Terminmärkten der EEX wurde spürbar mehr gehandelt: Das Handelsvolumen wuchs hier um 28 Prozent auf 4.015 TWh.

Wachsende Handelszahlen verzeichnet EEX auch außerhalb Europas, beispielsweise auf dem schon gut entwickelten Strom-Terminmarkt in den USA und auf dem noch weniger entwickelten Strom-Terminmarkt in Japan.

Auf den europäischen Strom-Spotmärkten wuchsen die Handelsvolumina um 18 Prozent auf 724 TWh. Hier werden Stromlieferungen sehr kurzfristig innerhalb eines Tages oder für den Folgetag gehandelt.
 

EEX will die einheitliche Gebotszone beibehalten

Für diese europäischen Strom-Spotmärkte zeichnen sich derzeit mögliche Strukturveränderungen ab, die durch europapolitische Entwicklungen entstehen können. Denkbar sind dabei auch Veränderungen an der deutsch-luxemburgischen Gebotszone, in der kurzfristige Stromlieferungen für den deutschen Großhandelsmarkt vereinbart werden. Hier gibt es Engpässe im Stromtransport, die in einem Widerspruch zum unbegrenzten Stromhandel stehen und nur mit großem Aufwand ausgeglichen werden können.

EEX-Chef Reitz sprach sich erneut dafür aus, die einheitliche Stromgebotszone beizubehalten. Eine Trennung der Gebotszone würde dazu führen, dass auch die große Liquidität dieses Marktes auf mehrere Marktgebiete aufgeteilt werden müsste. In den einzelnen Marktgebieten würde dann sehr viel weniger Liquidität herrschen.

Die Benchmark-Stellung, die deutscher Strom in ganz Europa habe, geriete damit in Gefahr, sagte er. Damit könnten höhere Kosten im deutschen Stromhandel und volkswirtschaftliche Nachteile entstehen.

Um die zuletzt hohen Kosten für das Engpassmanagement zu verringern, setzt Reitz vor allem auf einen beschleunigten Ausbau der Stromnetze. Auch die Energiebörse könne mit neuen lokalen Flexibilitätsmärkten dazu beitragen. Damit sei es möglich, die Strommengen zu verringern, die über eine Region hinaus transportiert werden müssen.

 

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